welcome to reality

Wir sitzen zu zweit im Auto. Jammerst vor dich hin, meckerst rum. Sagst, du würdest bald abhauen, weil du es ja nicht aushalten würdest. ''Ihr macht doch alle nur was ihr wollt, und ich bin immer die blöde!'', meckerst du rum. ''Wenn das so weiter geht kriege ich Depressionen!'' Ich muss mir ein lachen unterdrücken. Ein lachen vor wut und lächerlichkeit. Musst 1 mal in der woche arbeiten, kommst dann nachhause und legst dich schlafen. Stress, Depressionen? Nein. Ich erledige den ganzen Haushalt, währenddessen du nur da sitzt und nichts tust. Du hast auch immer was auszusetzen. Ich kralle meine Fingernägel in meine Oberschenkel, die aus meinen blauen Jeanskleid herausragen. Dein Blick mustert mich von oben nach unten, mir kommt es vor wie stunden. Schließlich ziehst du deine Augenbrauen hoch und atmest arrogant aus. Ich bin genervt, weil du das immer machst. Ich hasse das, und das weißt du. Hälst das Auto an, ich steige aus. ''Ich geh schonmal vor.'' rufe ich dir zu und schon bin ich weg. Ich warte nicht auf deine Antwort, sondern bleibe stur, so wie ich das immer tue und bin. Ich öffne die Tür und der bekannte Geruch von Ärzten und Krankenhäusern steigt mir in die Nase. Bleibe ein paar Sekunden vor der Tür stehen, atme tief durch und öffne meine Augen. Willkommen in der Realität. Ich gehe auf die Krankenschwester zu, sie erklärt mir den weg und ich gehe in den das Zimmer mit der Nummer 47. Ich bleibe kurz stehen, mustere die Zahl die dort an der Tür steht, so wie meine Mutter es vorhin mit mir im Auto getan hat. Mir wird leicht schwarz vor Augen aber schließlich betrete ich das Zimmer. 
''Ach, hallo Cecilia!'', ruft mir meine Ärztin zu. ''Komm rein, setz dich!'' Ich nicke und folge ihrer Aufforderung. Wir reden über Gott und die Welt, wie es mir ginge und schließlich kommt meine Mutter ins Zimmer. Sie lacht zwar, aber in ihr drin herrscht eine Wut, das merke ich. Ich grinse sie nur frech an. hier kannst du mir nichts tun, nicht hier..  Mir wird Blut abgenommen und danach werde ich gemessen und gewogen. Endlich, denke ich mir die ganze zeit. Ich bin gespannt auf euer Gesicht, nachdem ihr die Zahl auf der Waage seht. Werdet ihr dann begreifen, wie verletzend ihr gegenüber mir wart? Gemessen wurde 1,67. Jetzt kommt der entschiedene Augenblick. ich steige auf die Waage. Es wird gewartet, bitte bitte mach mich dünn. 47,3 zeigt die Waage an. Ich lächle, aber nicht zu doll, niemand soll sehen wie sehr ich mich in Wahrheit freue. Meine Ärztin sah leicht geschockt aus, musterte mich wiederum auch, wie meine Mutter. Jetzt ist zwar alles raus, aber scheiß drauf, ich Feier die 47. sie schrieb sich letztendlich die zahlen auf und wir konnten gehen.Erst beim verlassen, als ich mich ein letztes mal umdrehte, fiel mir wieder ein, dass es Raum 47 war. Das nächste mal gehe ich in Raum 40, denke ich grinsend.. Danach folgte ein sehr unangenehmes Gespräch mit meiner Mutter, ich sei essgestört, magersüchtig, und was nicht alles.


Lern erstmal die Bedeutung der Wörter, die du mit immer an den kopf wirfst, kennen, dann reden wir weiter.

3 Kommentare:

  1. hmm das hört sich wirklich schlimm an. wie alt ist deine schwester?
    natürlich wünsch ich dir auch kraft, ich glaube du brauchst sie gerade mehr als ich..

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  2. Liebes, ich kann dich gerade so gut verstehen.
    Und diese Gespräche kenne ich eifnach viel zu gut , immer gleich diese Behauptungen ohne auch nur irgendetwas wirklich zu wissen..
    Stay Strong, honey :)

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