das brennen in der nase ist das neue kribbeln im bauch

Oh hello. Da bist du ja, kommst schneller zurück als erwartet. Schade, die Zeit ohne dich hat mir auch ganz gut gefallen. Sehr sogar. Vielleicht solltest du wieder gehen. Aber wo du schon mal hier bist, bleib doch ein wenig und setz dich. Machs dir bequem und Schleich dich langsam in meinen Kopf, meine Gedanken, mein Unterbewusstsein. Zerstör meinen Körper und meine Seele mit deinem Gift. Es gefällt mir, tut so gut. Verpeste mich und fütter mich mit Lügen. Mach mich kaputt und hinterlasse mich anschließend als ein Haufen Scherben, an deren Ecken dein Blut klebt.


                                              
    
Die Sucht wird mir immer im Weg stehen und mir immer wieder Probleme bereiten. Aber sie wird auch immer für mich da sein und mich erfüllen mit lauter wunderbaren Dingen. Ist das nicht paradox? 
du bist ganz alleine in dieser welt
keiner wird dich jemals verstehen
es mag vielleicht so aussehen
aber in ihren köpfen
bist du immer das kranke geschöpf
das mit der welt nicht klar kommt
sie wollen dich gar nicht verstehen
und sie werden dich nie verstehen
du wurdest alleine geboren
wer war da als du heulend auf deinem bett saßt?

"In dieser Zeit war mir gar nichtnaufegfallen, wie schnell mein Konsum in die Höhe geschnellt war, wahrscheinlich war es mir aber auch egal. Mir könnte ja auch nichts passieren. Ich lebte. Und wie. Rasend schnell lebte ich. Flash auf Flash. Einfach geil. Eine Gewohnheit wie Kaffee trinken oder Nikotin rauchen oder Alkohol saufen. Und das tat gut. Es tat so verdammt gut unbesiegbar zu sein. Und Familie und Schule und der ganze andere Kram, das war so dermaßen weit weg. Gefühle zehn Milliarden Lichtjahre weit weg. Ach, noch mehr. Es fühlte sich an, als schwebte all das im einem Paralleluniversum, in das ich nie gehört hatte. Und vielleicht schäme ich mich heute ein wenig dafür, aber ich vermisste nichts. All meine alten Erinnerungen und die Menschen die ich kannte, das waren Mumien aus einem Sarkophag, den sie sich selbst gezimmert hatten."
August. Sommernacht. Das winzige Stück Papier liegt auf meiner Hand. Es lächelt mich an. Ich schaue zu dir und auch du schenkst mir ein Lächeln. Bevor ich weiter nachdenken kann, liegt das Ticket auf meiner Zunge. Es kann losgehen. 
Wir sitzen draußen im nirgendwo. Es ist kalt, so eisigkalt dass unsere Körper zittern. Je mehr man sich dort hineinsteigert, desto heftiger wird das Gefühl. Alles was du denkst wird wahr. Der Himmel ist ein ewiges Mandala, Muster und Farben überall. Es ist so bunt aber doch so grau. Mir ist noch nie aufgefallen, wie unendlich weit der Himmel ist. Ich kann in ihn hineinschauen, er gibt mir Zeichen die ich entschlüsseln soll. Ein Spiel mit dem Verstand. Ab und zu werde ich unterbrochen von den Stimmen, die in meinem Kopf lebendig werden. Was ist real und was nicht? Es ist alles möglich, wenn du nur dran denkst. Der Boden verschwindet unter meinen Füßen. Ich schwebe im Nichts. Meine Beine lösen sich auf, danach der Rest meines Körpers. Übrig bleibt meine Seele, völlig hilflos schwebt sie dort in der Luft. Es gibt kein vorne und hinten. Es gibt keine Zeit. Die Musik ist der einzige Anker zur Realität. Aber was ist schon die Realität? Was ist, wenn das die Realität ist? Tausende Fragen durchlöchern mein Hirn, das Universum gibt mir all die Antworten, nach denen ich suche. Wir sind so winzig, bloß ein kleiner Punkt im Universum. Es ist so groß und mächtig und verbirgt all unsere Geheimnisse. Wir schweben immer noch in diesem Raum. Als wäre das der einzige Ort in dieser Welt, in der es weder Zeit noch andere Dinge, die die Realität widerspiegeln, gibt. Alles was du aus deinem Leben bisher wusstest, ist weg. Mit all diesen Dingen kannst du hier nichts anfangen. Du bist hilflos und hast dich einer höheren Macht anvertraut. Du bist eine Marionette in deinem eigenen Puppentheater. Du musst das tun, was mit dir angestellt wird. Aus diesem Spiel kommst du nicht raus. Es gibt keinen Gewinner und keinen Verlierer. Aber du kannst wachsen. Dich weiterentwickeln, Zusammenhänge erkennen und dein Leben in eine andere Richtung lenken. Bewusstsein schaffen, dich selbst akzeptieren, verborgene Sachen entdecken. Es ist alles möglich, du musst es nur wollen. 
Ich gleite auf einer Welle. Sie ist wackelig und alles um sie herum ist verschwommen und verzerrt. Aber das macht nichts, denn sie gibt mir Liebe und Geborgenheit. Meine Augen fallen immer wieder zu, sie sind schwer wie Beton. Es kostet viel zu viel Kraft, sie offen zu halten. Mein Körper ist tiefenentspannt, meine Seele ausgeglichen. Wie sehr ich diesen Zustand vergöttere und alles tu, um ihn zu erreichen. Egal wie und egal was. Ich bin ein Sklave meines eigenen Dämons.  
  Tag 4

                                   

"Irgendwas ist seltsam an ihnen. Ich kann nicht genau sagen was, aber da ist etwas."
Und mein schlechtes Gewissen bestätigte sich ein paar Wochen später. Du kannst niemanden Vertrauen. Als Junkie hat man keine Freunde. Du bist allein.